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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 51

1877 - Oldenburg : Stalling
51 Geistesbildung ausgezeichnet, stand Apsilantis damals als Generalmajor in russischen Diensten. Glhende Liebe zu seinem Vaterlande beseelte ihn, und der Gedanke, sein Volk aus der Knechtschaft von Jahrhunderten zu erlsen, erfllte seine ganze Seele. Die Gelegenheit zum Aufstand schien gnstig. Man hoffte auf die Hlfe Kaiser Alexanders von Rußland, der sich der schwerbedrngten Glaubensgenossen annehmen wrde, und Michael Souzo, Fürst der Moldau, lie sich von Apsilantis fr die Sache der Griechen gewinnen. Dazu kam, da der Pascha von Janina in Albanien (Epirus) sich gegen die Pforte erhoben, und von dieser gechtet, sich fr den Aufstand der Griechen erklrt hatte (1820), und auch von Mehemed Ali von Aegypten, den die Pforte ihrer Botmigkeit nicht hatte unterwerfen knnen, keine Betheiligung zu Gunsten der Tr-ken zu erwarten stand. Ijpsilantis erschien in Jassy (6. Mrz 1821) und erlie einen begeisterten Aufruf an die Hellenen, sich vom trkischen Joche zu befreien, ihr Vaterland und ihren Glauben zu rchen. Thatendurstige Jnglinge strmten ihm zu, Michael Souzo untersttzte ihn mit Geld und Kriegsbedrfnissen, und Alexander stiftete die heilige Schaar. Aber in der Walachei stie er aus Mangel an Kriegsbedarf, auf Unordnung und Verrath, als bereits trkische Truppen auf Befehl der Pforte unter entsetzlichen Grueln heranzogen, um den Aufstand niederzuschlagen. Da Kaiser Alexander seine Mibilligung der griechischen Jnsurrection offen ausgesprochen und Apsi-lantis unter Androhung von schweren Strafen zur Rckkehr zu seinem Regimente ausgefordert hatte, so war es vergebens, da die Hellenen unter Athanasios am Pruth mit wenigen Hunderten gegen viele Tausende der Trken fochten und Wunder der Tapferkeit verrichteten: sie erlagen der Ueber-macht und opferten sich im heiligen Kampfe (Mai 1821). Auch in der Walachei, wo Zwietracht und Meuterei im Heere der Griechen herrschte, war der Kampf bald entschieden; die Hellenen erlagen bei Dragaschan (19. Juni 1821) und die heilige Schaar starb den Heldentod. Ypsilantis rettete sich mit wenigen Waffengefhrten der die siebenbrgische Grenze, aber die streichische Regierung hielt ihn als Revo-lutionr erst in Munkaz's Kellern, dann in Theresienstadt 4*

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 56

1877 - Oldenburg : Stalling
stantin Kanaris und Georg Papinis mit 43 Freiwilligen einen feierlichen Schwur thaten, diese Blutschuld zu rchen. Der Kapudan Pascha lag nach seiner grauenvollen That im Hafen von Chios vor Anker, den groen Bairam zu feiern, als die Griechen, die sich dem Tode geweiht, in der Nacht auf den 19. Juni 1822 auf drei kleinen Schiffen heransegelten. Sie fuhren unter fremder Flagge, man lie sie ruhig unter der trkischen Flotte liegen. Nachts nherte sich Kanaris mit seinem Brander dem Admiralschiff, das sofort Feuer fing, während die beiden anderen sich an zwei trkische Linienschiffe hingen. Da war bald alles Lschen vergeblich: das Feuer, ergriff die Pulverkammer des Admiralschiffs, und unter entsetzlichem Krachen flog es in die Luft. Tdtlich verwundet kam der Kapudan Pascha selbst auf Trmmern ans Land und gab bald den Geist auf. Die beiden anderen Linien-schiffe sanken in den Meeresgrund, der Rest der trkischen Flotte floh. Die khnen Griechen kamen unter Siegeshymnen und Dankgebet nach Jpsara, um selbst die Kunde des gelun-gelten Wagestcks zu berbringen. Inzwischen hatte sich der Krieg auch der das eigentliche Griechenland verbreitet. Athen war nach einer 14monatlichen Belagerung in die Hnde der Griechen gefallen, die Einflle trkischer Schaaren im Osten waren glcklich zurckgeschlagen, aber im Westen, auf dem Boden des alten Akarnaniens, wo Maurokordatos und Markos Bozzaris anfangs mit Glck fochten, entspann sich ein hartnckiger und blutiger Kampf. Das Treffen bei Peta, in der Nhe von Arta (16. Juli 1824), ging trotz der heldenmtigen Tapferkeit der Philhellenen durch den Benrath eines Huptlings verloren, und General Normamt ging verwundet nach Missolunghi, wohin sich die Reste der geschlagenen Truppen zurckzogen. Missolunghi in Aetolien am Busen von Patras wurde im September 1822 von Pascha Omer Vrione angegriffen und Maurokordatos darin eingeschlossen. Dieser vertheidigte sich auf das Tapferste, zugleich waren die Griechen auch im Peloponnes glcklich, so da Omer die Belagerung aufheben mute, obgleich der neue Kapudan Pascha, Kara Mehemed, den Platz auch zur See blokirt hatte. Im October 1823 nahte Omer mit einem neuen Heere gegen Missolunghi heran,

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 127

1877 - Oldenburg : Stalling
- 127 - hervorgerufen. Aber auch die Gebiete des Kirchenstaates hatten unter der Herrschaft der Franzosen die Wohlthat einer geordneten Rechtspflege und Verwaltung kennen gelernt, und besonders war die Bevlkerung in den Legationen und in Ancona durch das ppstliche Regiment nicht so tief, wie in Rom und der Umgegend, verderbt und verweichlicht worden. Durch die Nachbarschaft mit Modena und Parma ward die Aufregung gegenseitig vermehrt. Die Julirevolution forderte die Mivergngten im Kirchenstaate und in Modena zur Abschttelung des verhaten Joches auf. Man gab sich der Hoffnung hin, da Frankreich die Einmischung Oestrichs in die inneren Angelegenheiten Italiens nicht dulden werde, und mit den einheimischen Regierungen hoffte man schon fertig zu werden. Im Kirchenstaate schien, das nach dem Tode des Papstes Pius Viii. (30. Nov. 1830) eingetretene Interregnum zum Losschlagen gnstig. An der Spitze der Bewegung in Modena stand Menotti. Aber Franz Iv. hatte ihn durch den Schein, den er sich gab, als ginge er aus alle Entwrfe zu einer nationalen Erhebung Italiens ein, in arglistiger Weise umstrickt. Noch ehe Menotti losbrechen konnte, lie ihn der Herzog am Abend des 3. Febr. 1831 mit anderen Verschworenen verhaften. Da sich aber bald das ganze Land erhob und der< Herzog zugleich die in Bologna ausgebrochene Bewegung erfuhr, so entfloh er am 5. Februar, Menotti mit sich schleppend, nach Mantua, worauf sich in Modena eine provisorische Regierung bildete. Als in Bologna die Verhaftung Menotti's bekannt wurde, griffen die geheimen Gesellschaften zu den Waffen und nthigten den ppstlichen Statthalter zur Unterzeichnung eines Beschlusses, durch welchen eine provisorische Regierung und eine Brger-garde errichtet wurde. Am 8. Februar erklrte erstere unter groem Jubel des Volkes den Papst der weltlichen Herrschaft der Bologna fr verlustig, und bald verbreitete sich der Auf-stand mit Blitzesschnelle der den ganzen Kirchenstaat. Ueberall tauchten die grn-roth-weien Nationalfahnen auf und ein Freudenrausch ergriff die gefammte Bevlkerung. Den 13. Februar erhob sich auch Parma, und Marie Louise, Napoleons Wittwe, weder geliebt noch gehat, floh nach Piacenza. Auch in Parma ward eine provisorische Regierung gebildet. In

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 80

1877 - Oldenburg : Stalling
80 da deren Mitglieder auf sieben Jahre gewhlt werden sollten. Ludwig Xviii., dessen Krfte immer mehr hinschwanden, be-kmmerte sich nicht mehr um die Regierung. Er starb am 16. September 1824, nachdem er seinem Bruder die ernste Mahnung hinterlassen: Vergessen Sie nicht, da Sie die Krone fr Ihren Sohn und Ihren Enkel zu bewahren haben!" Graf Artois, als König Karl X. (18241830), bestieg in einem Alter von siebenundsechszig Jahren den Thron. Er lie sich im Mai des folgenden Jahres zu Rheims unter mit-telalterlichen Formen krnen und mit dem heiligen Oele salben, womit Chlodwig und alle franzsischen Könige bis auf Lud-wig Xvi. gesalbt worden, und von dem, wie versichert ward, einige Tropfen aus den Strmen der Revolution gerettet waren. Karl X., alt und krnklich, konnte kaum noch ein Pferd besteigen, und war durch altfrnkische Tracht und Man-gel an Haltung den Franzosen lcherlich. Er begann seine Regierung mit Gnadenacten, mit einer Amnestie politischer Verbrecher und Aufhebung der Censur. Karl X. hatte sich nach den Erfahrungen eines strmischen Lebens der Andacht zugewandt, von der auch seine Nichte, die Dauphine Marie Therese, ganz erfllt war. Sie, die Tochter Ludwigs Xvi. und Marie Antoinettens, konnte wahrlich nicht mit dem Ge-fhl des Frohsinns in kniglichem Glnze an der Sttte er-scheinen, von wo ihr Vater und ihre Mutter unter jahrelangen Seelenleiden den Weg zum Blutgerste gegangen waren, und ihre Stimmung hatte sich daher vom Irdischen und Eitelen auf das Ewige und Unvergngliche gerichtet. Aber die Art und Weise, wie sich diese fromme Richtung im Leben und im Staate kund gab, erregte den Ansto der Nation. Karls X. Streben ging dahin, der Geistlichkeit ihr frheres Ansehen und ihre einflureiche Stellung wiederzugeben und Villele begn-stigte dieses Streben, um sich in seiner Stellung zu erhalten. Nachdem er eine Entschdigung der Emigranten von 1000 Millionen Franken fr ihre durch die Revolution erlittenen Ver-luste durchgesetzt, erfolgte ein strenges Gesetz wegen Kirchen-frevels (Sacrilegiengesetz)/ das auf Entweihung von Kirchen, Hostien und heiligen Gefen den Tod setzte. Der König zog nur strengglubige Bischfe in seine Umgebung; geistliche Vereine tauchten in groer Zahl auf, geleitet von Jesuiten, die, schon

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 89

1877 - Oldenburg : Stalling
89 denn einst unterzeichnete: Louis Philippe Egalite, durch Ge-burt franzsischer Prinz zu seinem Unglck, aber Jacobiner bis zu den Fuzehen." Er hatte bedeutenden Antheil an den Schlachten der Republik bei Valmy und bei Jemappes, ward aber beim Beginn der Schreckensherrschaft in Dumouriez's Schicksal verwickelt, und floh auf streichisches Gebiet. Sodann begab er sich in die Schweiz, wo er als Lehrer der Mathe-matik an einem Privatinstitute zu Reichenau angestellt ward. Als die Strme der Revolution auch dieses Land erreichten, hielt er sich hier nicht mehr fr sicher, gab seine Stelle auf und bereiste Dnemark, Schweden und Norwegen. Im Jahre 1796 schiffte er sich nach Nordamerika ein, dessen Institutionen er kennen lernte, und lebte seit 1800 in England, das ihm 2000 Pfund Jahrgelder bewilligte. Nach dem Tode seiner jngeren Brder ging er nach Sicilien, vermhlte sich 1809 zu Palermo mit Maria Amalia, Tochter Ferdinands von Sicilien, und schwur Treue dem legitimen Souvern und Ha dem revolutionren Wahnsinn." Nach der Restauration kehrte er nach Frankreich zurck, wo er als kniglicher Prinz den Rang eines Generals erhielt und wieder in den Besitz seiner vterlichen Gter kam. Da er sich vom Gelsten nach der Krone fern zu halten wute, fand er bei Hofe Aufnahme, ohne da ihm der König, der ihm sogar den Titel knigliche Hoheit" verweigerte, oder die Herzogin von Angouleme volles Vertrauen schenkten. *) Louis Philipp sah irrt Palais Royal die vornehmsten Knstler, Dichter und Industriellen von Paris bei sich, wute seinem Leben einen gewissen brgerlichen An-strich zu geben und lie seine Shne in den ffentlichen Schu-len erziehen. Whrend er auf seinem Landgute Neuilly nur den wirtschaftlichen Sorgen fr seine Gter zu leben schien, unterhielt er im Geheimen Verbindungen mit der liberalen Partei und lie seinen Namen zum Hoffnungsanker der Un-zufriedenen werden. Bei der Krnung Karls X. rief er mit *) Als einst die Herzogin von Berry den König bat, ihr ein Ka-briolet zu geben, wie es der Herzog von Orleans habe, widerrieth ihr der König ein so gefhrliches Fahrzeug, und auf die Entgegnung der Berry, da es auch fr den Herzog gefhrlich fei, sagte er, ob dieser den Hals breche, sei ihm ziemlich gleichgltig.

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 90

1877 - Oldenburg : Stalling
90 - lauter Stimme sein: Vive jamais Charles X.!" und erhielt dafr eine bedeutende Schenkung. Mit Hellem Blicke die Migriffe der Regierung erkennend, blieb er, ohne eine Partei zu bilden, ein ruhiger Beobachter der Ereignisse. Diesen Herzog von Orleans wollte jetzt Lafitte auf den Thron erheben. Er sandte Boten nach Neuilly, um ihn aufzufordern, sich an seinen Posten zu begeben, und noch in der Nacht auf den 31. langte er verkleidet in Paris im Palais Royal an. Als man ihm vor seinem Schlosse ein Lebehoch brachte, versicherte er, er werde sich eher tobten lassen, als die Krone annehmen. Als man ihm die Statthalterwrbe antrug, schwankte er lange, bis enblich Talleyrand's Wort: Man soll annehmen!" ihn dazu bestimmte. Nun erlie er die berhmte Proclamation, in der er verknbete, die Charte werbe fortan eine Wahrheit fein; boch hatte er noch eine starke Par-tei gegen sich. Lafitte ging mit dem Herzoge in feierlichem Aufzuge nach dem Stabthause, um die Anerkennung besselben zu bewirken. Hier fhrte Lafayette selbst den Herzog ans Fenster, um ihn dem Volke vorzustellen. Louis Philipp schwenkte eine breifarbige Fahne, und das Volk rief: Es lebe Lafayette! Es lebe der Herzog von Orleans!" All-mhlich wute Louis Philipp auch die Hupter der republikanischen Partei zu gewinnen, inbern Lafayette dem Herzoge die Erklrung mittheilte, man wolle einen populren Thron, umgeben von bemokratifchen Institutionen , worauf dieser mit der Versicherung antwortete, er theile ganz die Ansichten der Brger, ihre Vorschlge seien seine eigenen Gebanken, man mge ihm unbebingt vertrauen. An bemselben Tage (31.) verlie Karl X. mit seiner Familie St. Cloub und begab sich, von den Ueberresten seines Heeres und einer Anzahl Getreuer begleitet, nach Rambouillet. Auf die Kunbe von den in Paris gefaten Beschlssen ent-schlo er sich am 2. August zur Abfassung eines Schreibens, worin er und der Dauphin der Krone zu Gunsten des jungen Herzogs von Borbeaux lsohnes des ermorbeten Herzogs von Berry), der als Heinrich V. König werben sollte, entsagten und den General-Statthalter ersuchten, dem kniglichen Kinde die Krone zu erhalten. Er wollte Rambouillet nicht verlassen, bis der neue König ausgerufen wre; als er aber die Ab-

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 155

1877 - Oldenburg : Stalling
155 nach Kopfzahl, ja sogar fast gnzliche Steuerfreiheit der-sprach. Aber Niemand traute seinen Verheiungen. Sein Bruder, Herzog Wilhelm, der gleich nach dem Ausbruch der Unruhen von Berlin nach Braunschweig geeilt war, bernahm vorlufig die Regierung. Ein Versuch des flchtigen Fürsten, den verlorenen Thron wieder zu gewinnen, schlug gnzlich fehl (November 1830)*). Am 2. December 1830 erklrte die Bundesversammlung den Herzog Karl fr unfhig zur Re-gierung und bertrug dieselbe seinem Bruder Wilhelm, der unter Zustimmung smmtlicher Agnaten am 25. April 1831 die Herrschaft antrat. Eine neue freisinnige Verfassung ward ausgearbeitet und diese am 12. Dctober 1832 als Grundgesetz des Landes bekannt gemacht. In Kurhessen, wo das Volk die Rckkehr seines alten Frstenstammes wie eine Befreiung von fremdem Joche begrt hatte, herrschte seit langer Zeit allgemeine Mistimmung. Kurfürst Wilbelm I., der so gerne alle Erinnerung an die franzsische Herrschaft ausgelscht htte, war 1821 gestorben. Das Volk hoffte von seinem Sohne und Nachfolger Wil-Helm Ii. durchgreifende Verbesserungen, aber seine Lage ward nur noch schlimmer. Wilhelm Ii. stand seinem Vater an Hang zur Willkr gleich, berbot ihn aber an Hrte und Mitrauen. Die Steuerlast steigerte sich, die ffentlichen Ein-nahmen wurden von ihm beliebig verwandt. Ohne alle Noth, einzig zu seinem Vergngen, hielt er eine strkere Kriegsmacht, als es sein Bundesverhltm verlangte; der polizeiliche Druck stieg aufs Hchste, und ein frmliches Sphersystem breitete sich der das ganze Land aus. Whrend seine Gemahlin, eine Schwester des Knigs Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen, von ihm gnzlich vernachlssigt wurde, lebte er ffentlich mit seiner zur Grfin von Reichenbach erhobenen Geliebten, die auf die Regierung einen verderblichen Einflu ausbte. Unter solchen Umstnden muten die von der Juli-revolution ausgehenden Funken einen empfnglichen Zndstoff *) Er ging nach Paris und trieb sich dann wie ein fahrender Ritter umher. Nach Deutschland kam er nicht wieder. Er starb am 18. August 1873 zu Genf.

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 171

1877 - Oldenburg : Stalling
171 Begeisterung der Menge vor sich, wozu die Ansprache des Knigs viel mitwirkte, der in herrlichen Worten eine gerechte, milde und gottesfrchtige Regierung gelobte. Am 15. October erfolgte die Huldigung in Berlin, bei welcher Gelegenheit die Verschiedenheit zwischen den Ansichten des Knigs und den Anhngern des constitutionellen Systems ebenfalls hervortrat. Von da an begann sich eine Mistimmung zu erzeugen, die im Volke selbst immer weiter um sich griff, aber erst spter zu einem bedenklichen Ausbruch kam. Whrend in zwei Broschren, von denen die eine: Woher und Wohin?", die andere: Vier Fragen" betitelt war, die Notwendigkeit allgemeiner Vertretung und das Recht darauf, das sich das Volk durch die Befreiungskriege erworben habe, nachgewiesen wurde, zogen demnchst die Provinzialstnde die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich. In Petitionen und Adressen wurden dieselben angegangen, auf Erlangung weiterer Freiheiten hinzuwirken. Die Censur fr Bcher der 20 Bogen wurde abgeschafft, und ein Ober-censurcollegium gegrndet. Der König hegte so viel Vorliebe fr die Provinzialstnde, da er sie fortan alle zwei Jahre einberufen wollte und die Bildung von Ausschssen anordnete, um die stndischen Institutionen durch ein Element der Ein-heit zu ergnzen" (1842). Diese sollten zu einer Versamm-lung vereinigt, auch der allgemeine Staatsangelegenheiten berathen. Die Thronbesteigung Friedrich Wilhelms Iv. war von ganz Deutschland mit Hoffnung begrt worden. Der König, obwohl mit fremder Bildung vertraut, war durchaus von volkstmlicher Gesinnung durchdrungen und fhlte sich ganz als Deutscher. Eine festere Begrndung deutscher Ein--heit lag dem König sehr am Herzen; es war sein aus-gesprochenes Ziel, deutsches Wesen und deutschen Sinn zu strken, und er erklrte gleich Anfangs, er habe den festen Willen, dem deutschen Bunde neues Leben einzuhauchen. Bei der Grundsteinlegung des Klner Dombaues (4. Sept. 1842), als er in ahnendem Geiste schon die Thore einer neuen groen Zeit vollendet" sah, sprach er diesen Gedanken mit einer Begeisterung aus, die in ganz Deutschland ihren Wider-hall fand. Bekannt mit den Mngeln der deutschen Bundes-

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 175

1877 - Oldenburg : Stalling
175 liche Reprsentativverfassung und keine Nachahmung eines veralteten mittelalterlichen Stndewesens. Am 11. April wurde der vereinigte Landtag von Friedrich Wilhelm Iv. mit einer glnzenden Rede erffnet, die jedoch den Widerspruch zwischen seinen Ueberzeugungen und dem Geiste der Zeit klar hervorhob. Indem er mit Rcksicht auf die kirchlichen Verhltnisse die Worte Josua's aussprach: Ich und Mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!" legte er auf der anderen Seite sein ganzes politisches Glaubens-bekenntni darin nieder: Keiner Macht der Erde", erklrte er feierlich, soll es je gelingen, mich zu bewegen, das natr-liche Verhltni zwischen Fürst und Volk in ein conventio-nelles, constitutionelles umzuwandeln, und nun und nimmer-mehr werde ich es zugeben, da sich zwischen unfern Herrn Gott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt gleichsam als eine zweite Vorsehung eindrnge, um die alte heilige Treue zu ersetzen." Die Krone kann und darf nur nach den Gesetzen Gottes und des Landes und nach eige-ner freier Bestimmung herrschen, nicht aber nach dem Willen von Majoritten. Preußen kann diese Zustnde nicht er-tragen." Die Verstimmung und Unzufriedenheit der die in der Erffnungsrede geuerten Grundstze war so groß, da die Abgeordneten der Provinz Preußen, weitere Verhandlungen fr zwecklos haltend, Berlin sofort wieder verlassen wollten und nur durch ihre rheinischen Gesinnungsgenossen zu bleiben bewogen wurden, um auf Grundlage der bewilligten Rechte auf die Grndung eines wahrhaften Verfassungswesens hin-zuwirken. Bei den Berathungen der die Adresse trat der Gegensatz zwischen den politischen Anschauungen des Knigs und denen der Mehrheit der Versammlung unzweideutig her-vor, und die Ansichten von Beckerath, Hansemann, Camp-hausen, Alfred von Auerdwald, Vincke wurden berall mit Beifall aufgenommen. In der Adresse sprach sich die Er-Wartung aus, da das Patent vom 3. Februar der Anfang, nicht das Ziel der stndischen Entwickelung des Knigreiches sein werde." Der König, der auf Dank gerechnet hatte und durch den erfahrenen Widerspruch unangenehm berhrt war, erklrte auf die ihm bergebene Adresse, da er dem ver-

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 114

1877 - Oldenburg : Stalling
114 nachzuholen, schlugen fehl. Dwernicki, der in Volhynien den Aufstand untersttzen sollte, erlag einer dreimal strkeren Macht der Russen unter Rdiger und mute sich mit 6000 Mann auf streichisches Gebiet retten, wo er entwaffnet und gefan-gen wurde. Zwar erhob sich in Volhynien, Podolien, in der Ukraine, sogar in Samogitien der polnische Adel an der Spitze seiner Bauern, unterlag aber beim Mangel einer regelmigen Truppenmacht den Russen, oder rettete sich nach Polen. Indessen konnte Skrzynecki in Folge der ungeheueren Anstrengungen der Polen wieder der 75,000 Mann mit 140 Geschtzen verfgen; er htte die zwischen dem Narew und dem Bug stehende 22,000 Mann russischer Garden erdrcken knnen, schickte aber aus Furcht vor einem Ueberfall Warschaus bedeutende Streitkrfte dahin ab und lie Diebitsch Zeit, den Garden zu Hlfe zu kommen. So fhrte er denn die unglckliche Schlacht bei Ostrolenka herbei (26. Mai), wo die heldenmthigste Tapferkeit die begangenen Migriffe nicht wieder gut machen konnte. Die Polen verloren hier 7000, die Russen 9000 Mann. Diebitsch sollte seinen Sieg nicht lange berleben: er starb am 10. Juni bei Pultusk, bald darauf am 27. Juni der Grofrst Konstantin bei Witepsk, beide an der Cholera. Jener hatte in diesem Kriege, den er mit anderen Augen als ein Nationalrusse ansehen mochte, nicht die frhere Energie be-wiesen; dieser soll der die Tapferkeit der Polen, als ob sie sein Werk wre, seine Freude geuert haben. Der Pltz-liche Hintritt beider Männer veranlate das Gercht, da ihr Tod kein natrlicher gewesen sei. Eine noch niederschlagendere Wirkung auf die Hoffnungen der Polen als die Schlacht bei Ostrolenka brachte die Nach-richt von dem Fehlschlagen der Unternehmung auf Litthauen, wohin General Gielgud Anfangs Juni mit 12,000 Mann abgeschickt war. Auch hier zeigte sich die Uneinigkeit und Unfhigkeit der polnischen Fhrer. Ein rasches Vordringen gegen Wilna, wo nur 3000 Russen standen, wrde diese Stadt und einen Theil der Provinz den Polen in die Hnde geliefert haben, aber Gielgud, der als geborener Litthauer mehr Sorge fr seine Gter in diesem Lande als fr die Sache des Vaterlandes hatte, vergeudete in Unthtigkeit die kostbare Zeit,
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